Deutsche Wirtschaft unabhängiger

Trotz schrumpfender Ausfuhren steigerten die Unternehmen ihre Produktion im Oktober kräftig. Gleichzeitig importierten sie so viel wie noch nie zuvor in einem Monat.Für die Bundesregierung sind die Exporterfolge Belege für eine anziehende Binnennachfrage, die in der Schuldenkrise auch den europäischen Nachbarn hilft. „Wir sind die Wachstumslokomotive Europas, die den europäischen Zug nach oben zieht“, sagte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle am Mittwoch. Die erfolgsverwöhnten Exporteure erlitten einen überraschenden Dämpfer: Sie setzten im Oktober 1,1 Prozent weniger im Ausland ab als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Das war der stärkste Rückgang seit einem halben Jahr und schon der dritte in den vergangenen vier Monaten. Von Reuters befragte Analysten hatten dagegen ein Umsatzplus von 0,5 Prozent vorhergesagt. „Die Exporte haben eine Verschnaufpause eingelegt“, sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Volker Treier.

Aufschwung gewinnt an Breite

Trotzdem fuhren die Unternehmen ihre Produktion kräftig nach oben. Industrie, Bau- und Energiewirtschaft steigerten den Ausstoß zusammen um 2,9 Prozent im Vergleich zum September – drei Mal so stark wie von Analysten vorhergesagt. Die Industrie schaffte mit 3,2 Prozent das stärkste Plus. „Der deutsche Aufschwung gewinnt zunehmend an Breite, weil der private Konsum und die Investitionen zulegen“, sagte Analyst Carsten Brzeski von ING. Auch die Industrieaufträge deuten darauf hin, dass mehr und mehr Impulse aus dem Heimatmarkt kommen: Die Bestellungen aus dem Inland legten zuletzt mit 2,4 Prozent genau drei Mal so stark zu wie die Auslandsnachfrage. Diese leidet etwas unter der Wachstumsschwäche in den USA und einigen Euro-Ländern sowie dem Auslaufen vieler staatlicher Konjunkturprogramme.